So etwas geschieht in der Regel nur am letzten Spieltag und auch nur in ganz wenigen Hallen: Die Sieger trauern und die Verlierer ziehen erfreut mit dem Danke-Fans-Banner durch die Spielstätte. Im TSV Bayer Sportcenter musste der mit hunderten von Anhängern angereiste TuS Ferndorf trotz des 40:37 (16:16)-Erfolges die Hoffnung auf den Klassenverbleib abschreiben. Die Niederlage wiederum geht zwar in die Annalen des TSV Bayer Dormagen ein, doch tatsächlich war das Ergebnis am gestrigen Samstagabend für die Wiesel zweitrangig. Die hatten sich in der Vorwoche das Ticket für die Zweitliga-Saison 2022/23 mit dem Sieg in Nordhorn erarbeitet und feierten bei Freigetränken powered by der Rheinland Versicherung lange mit den Fans.

Dass diverse Rekorde den 38. Spieltag begleiteten, ist auch nur eine Randerscheinung: 1581 Zuschauer sind in der abgelaufenen Spielzeit einsame Spitze, 37 Tore erzielte der TSV zum ersten Mal, genau wie die 40 kassierten Treffer. Das heißt in der Konsequenz: 77 Tore haben die Fans zuvor ebenfalls nicht gesehen. Mit einem Erfolg hätte der TSV übrigens den HCE Rostock in der Tabelle der 2. HBL noch von Rang 15 verdrängen können. Vier weniger erhaltene Treffer hätten zudem einen Titel aus der Kategorie „Da kann man sich auch nichts für kaufen“ gebracht: Die Auszeichnung für die beste Defensive geht jetzt an die HSG Nordhorn-Lingen, die 1013 Gegentreffer verbucht, der TSV 1016. Ein Alleinstellungsmerkmal bleibt freilich bestehen: Dormagen hat als einzige der 20 Mannschaften darauf verzichtet, tausend oder mehr Tore zu werfen. 974 Treffer bedeuten einen Schnitt von 25,6.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Beide Mannschaften lieferten sich ein offenes Match, vor der Pause lag zumeist der TSV knapp vorne. Einen höheren Vorsprung verhinderte ein Spieler mit Dormagener Vergangenheit: Torwart Tim Hottgenroth meisterte drei Strafwürfe innerhalb von zehn Minuten vor der Pause. Mit dem 16:16 war für Ferndorf beim Blick auf die Tabelle noch alles drin, denn zwischen Großwallstadt und Bietigheim stand es 13:13. So kämpften die Siegerländer bis zum Ende verbissen, die Fans peitschten ihr Team zum Erfolg. Doch der Optimismus wich langsam der Erkenntnis, dass selbst der Sieg in Dormagen nicht reichen würde. Letztlich fehlten sechs Tore im Vergleich der punktgleichen Klubs Ferndorf und Großwallstadt. Das Lob vom Gegner schickte Handball-Geschäftsführer Björn Barthel an den langjährigen Rivalen: „Ihr habt heute gezeigt, warum ihr eigentlich in die 2. Liga gehört. Kommt ganz schnell wieder zurück.“

Minutenlang klatschten sich Spieler und die rote Wand auf der Tribüne gegenseitig zu. So hatten auch die Dormagener mehr Zeit, sich auf dem Spielfeld über den Klassenerhalt zu freuen. Der scheidende Coach Peer Pütz hatte Verständnis dafür, dass seine Auswahl nach dem geschafften Ziel „gegen Ferndorf nicht mehr die nötige Spannung aufbauen konnte.“ Er hatte alle Spieler im Laufe der Partie eingesetzt. Auch Ante Grbavac, der in der Rückrunde zumeist nur auf der Bank saß. Der Halblinke bedankte sich mit einem sauberen Treffer aus dem Rückraum. Eine starke Leistung zeigte Christian Simonsen mit elf Paraden und zwei Treffern in den leeren gegnerischen Kasten. „Superquote – zwei Würfe, zwei Tore“, strahlte der Schlussmann.

Artur Karvatski durchbrach die Siebenmeterflaute der Kollegen und erzielte insgesamt vier Treffer. Auf sieben brachte es Mislav Grgic, der wie auch Karvatski und Jaka Zurga besonderen Applaus der heimischen Fans erhielt: „Alle drei werden auch in der nächsten Saison das TSV-Trikot tragen“, verkündete Barthel, der weitere frohe Botschaften hatte: „Jan Reimer hat vorzeitig bis 2024 verlängert, Lucas Rehfus bis 2025.“ Aufatmen konnte der mit acht Treffern beste Dormagener: Alexander Senden hatte sich im Spiel den Mittelfinger der linken Hand ausgekugelt. Im Krankenhaus wurde alles wieder gerichtet, „es ist nichts gerissen“, freute sich Senden darüber, dass er ohne großes Handicap die Teamreise nach Mallorca antreten kann.

TSV Bayer Dormagen – TuS Ferndorf 37:40 (16:16)
Dormagen:
Juzbasic (3 Paraden), Simonsen (ab 21., 2 Tore, 11 Paraden); Karvatski (4/2), Meuser (5), Leitz (1), Senden (8), Biernacki, I. Hüter (1), Reimer (4/1), Grgic (7), Zurga (1), P. Hüter (1), Johannmeyer, Grbavac (1), Seesing (1), Mast (1), Trainer: Pütz.
Ferndorf: Puhl (3 Paraden), Hottgenroth (8 P.), Rottschäfer (n.e.); Eres (4), Kasai (1), Strakeljahn (n.e.), L. Schneider (1), Persson (3), M. Michel (2), Voss-Fels, J. Schneider (1), Bornemann (7), Koloper, ten Velde (11/4), Diebel (2), Neuhold (8), Trainer: Andersson.
Schiedsrichter: Fratczak / Ribeiro.
Zuschauer: 1581.
Zeitstrafen: 4:8 Minuten.
Siebenmeter: 3/6:4/4 (Hottgenroth hält gegen Reimer/zweimal und Grbavac).
Spielfilm: 2:3 (6.), 4:3, 8:9, 10:9, 16:16 – 17:16, 20:20 (37.), 20:23 (40.), 21:23, 21:25, 24:25, 26:29 (48.), 28:32 (52.), 34:35 (56.), 36:38, 36:40, 37:40.


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