Wenn Biber auf Wiesel treffen, handelt es sich in der Regel um einen Tierfilm à la Heinz Sielmann oder Bernhard Grzimek. Doch der Regisseur der Zweitligapartie zwischen dem Dessau-Rosslauer HV und dem TSV Bayer Dormagen war wohl eher ein Fan von Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock.

Ein Happy End hatte dieser packende 60-Minüter am Sonntag auch, aber aus Sicht des Großteils der rund 1.500 Zuschauern in der Dessauer Anhalt-Arena nicht für die eigene Mannschaft, sondern für die Gäste aus Dormagen.

So hieß der strahlende und vielumjubelte Held am Ende Jan Reimer. Der Rechtsaußen des TSV Bayer behielt nach Abpfiff der regulären Zeit die Nerven und verwandelte auch seinen fünften Siebenmeter – Ian Hüter war kurz vor dem Abpfiff regelwidrig gefoult worden – an diesem Nachmittag sicher zum 35:34 (18:15)-Sieg der Gäste aus Rheinland.

Mit diesem ersten Auswärtssieg der Saison, dem 130. in der Dormagener Zweitligahistorie überhaupt, klettern die Wiesel mit einem ausgeglichenen Konto von 6:6-Punkten auf den 9. Tabellenplatz und damit in die obere Hälfte des Tableaus.

Dass in dieser 2. Bundesliga „alles möglich ist“, hatte TSV Trainer Matthias Flohr vor der Partie mehrfach betont und seine Mannschaft entsprechend eingestellt. Und die war offensichtlich top vorbereitet und diktierte fast über die gesamte Spielzeit das Geschehen und ging offenbar den vom Trainer geforderten „nächsten Entwicklungsschritt“.

Gestützt auf eine erneut starke Defensive hielten die Dormagener über weite Strecken der Partie die Zügel fest in der Hand und lagen die meiste Zeit in Führung. Auch als es Ende der ersten Halbzeit schien, dass die Biber aus Dessau langsam in Fahrt kommen würden, behielt die Weisel des TSV die Nerven und machten nach dem 15:15-Ausgleich (29. Minute) noch drei Tore zur 18:15-Pausenführung.

Diese Führung bauten die Gäste nach dem Wechsel weiter aus. Als Alexander Senden mit einem glücklichen Treffer auf 17:22 (37.) erhöhte, sprach vieles für einen Gästesieg.

DRHV-Trainer Uwe Jungandreas nahm direkt eine Auszeit, stellte sein Team neu ein und setzte fortan verstärkt auf den siebten Feldspieler. Doch der TSV hielt weiter stand und ging nach dem 27:30 durch Ian Hüter mit einem Drei-Tore-Vorsprung in die letzten zehn Spielminuten.

Doch mit einem starken Zwischenspurt gelang Dessau durch Timo Löser in der 57. Minute tatsächlich der vielumjubelte 32:32-Ausgleich, sodass das Spiel wieder völlig offen war. Es spricht für die Gäste, dass sie die Nerven behielten und weiter vorlegten.

Die letzten drei TSV-Treffer fielen dann allesamt von der Strafwurflinie und als Jan Reimer den spielentscheidenden Treffer setzte, hielt es Sören Steinhaus nicht mehr auf den Beinen. Der U21-Weltmeister sank zunächst jubelnd rückwärts zu Boden, ehe er sich der restlichen Jubeltraube nach dem dritten Dormagener Sieg in Dessau nach 2019 und 2021 anschloss.

„Es war ein sehr verrücktes und enges Spiel. Deshalb sind wir sehr glücklich, beide Punkte gewonnen zu haben. Jan hat das vom Punkt zum wiederholten Male in dieser Saison sehr gut gemacht. Das sind dann einfach die schönsten Siege, auch wenn ein Unentschieden sicherlich heute gerecht gewesen wäre“, freute sich Dormagens Rechtsaußen Peter Strosack über den ersten Dormagener Sieg gegen Dessau nach zuletzt vier Niederlagen in Folge.

Die Spielstatistik:

Dessau-Rosslauer HV – TSV Bayer Dormagen 34:35 (15:18)
DRHV:
Patzwaldt (1 Parade), Ambrosius (6 P); Bones, Löser (6), Hrstka (8/2), Haake (1), Gempp (1), Sohmann (7/3), Baumgart, Misovych (3), D. Schmidt, Danneberg (3), M. Emanuel (2), Hertzfeld (2), Pust (1); Trainer: Uwe Jungandreas.
TSV: Juzbasic (2 Paraden), Simonsen (4 Paraden); Reuland (6), Senden (4), Boehnert, Rehfus (1), I. Hüter (5), Reimer (5/5), Schroven (2), Strosack (3), P. Hüter (2), Träger, Schmidt (3), Pauli (1), Steinhaus (3), Sondermann; Trainer: Matthias Flohr.
SR: Heine/Standke (Wendeburg/Ronnenberg). – Z: 1.512. – Zeitstrafen: 6:10 Minuten (Haake, Mysovich, Danneberg – J. Schmidt/zweimal, Schroven, P. Hüter, Steinhaus). – Siebenmeter: 6/5:5/5 (Sohmann an den Pfosten/21.). – Spielverlauf: 1:3 (5.), 3:7 (9.), 6:8 (13.), 10:11 (19.), 10:13 (20.), 13:14 (25.), 15:15 (29.), 15:18 (30.) – 17:22 (37.), 20:24 (40.), 23:27 (43.), 26:29 (47.), 29:32 (53.), 32:32 (57.), 32:33 (58.), 33:33 (59.), 33:34 (59.), 34:34 (60.), 34:35 (EN).


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