Ein furioses Finale bescherte dem TSV Bayer Dormagen einen Punkt im Duell der Aufsteiger: Mit dem Schlusspfiff traf Lukas Stutzke zum 32:32 gegen den TV Großwallstadt und löste damit Begeisterungsstürme auf dem Spielfeld und auf den Rängen aus. Weniger angetan waren die Anhänger der Mainfranken, die nach dem Verlauf der Partie fest mit dem ersten Saisonsieg des Altmeisters gerechnet hatten. "Das ist ein glücklicher Punkt für uns", gab TSV-Trainer Ulli Kriebel zu. Sein Kollege Florian Bauer war mehr als zufrieden mit der Leistung seiner Auswahl, nur nicht mit den letzten beiden Minuten.

Nachdem die Gäste ihren ersten Angriff vertändelt hatten überraschte der TSV sofort mit dem Einsatz des siebten Feldspielers. "Wir müssen die Kräfte besser verteilen", verriet Ulli Kriebel später den Grund der Maßnahme, die anfangs auch erfolgreich war: Die Dormagener gingen dreimal in Führung, zunächst durch den schnellen Linksaußen Joshua Reuland und zweimal durch den clever eingesetzten Kreisläufer Patrick Hüter. Dann aber schlichen sich Fehler ins Angriffsspiel ein, die Abschlüsse klappten nicht wie erhofft. Die gewonnenen Bälle verwertete Gäste-Torwart Jan Steffen Redwitz zweimal hintereinander mit platzierten Würfen ins leere Tor und brachte damit seine Mannschaft mit 6:3 in Führung. Vom Rückstand ließ der TSV sich nicht besonders beeindrucken, gab dann aber das Spiel mit dem zusätzlichen Feldspieler auf. Lukas Stutzke egalisierte in der 18. Minute (9:9), doch eine echte Wende trat nicht ein. Immerhin gab es das erste Comeback, der lange verletzte Daniel Eggert kam in der 19. Minute und erzielte sofort den Anschluss zum 10:11. Aber auch weil Redwitz das Duell gegen alle drei eingesetzten TSV-Torhüter für sich entschied, bauten die Mainfranken ihren Vorsprung aus. Lars Spieß sorgte in der 27. Minute für die erste Vier-Tore-Führung (16:12). Der mit einer herausragenden Quote (11 von 12) treffende Rechtsaußen Tim Wieling und Joshua Reuland waren für den dann doch knappen Halbzeitstand (15:17) verantwortlich.

Nach dem Seitenwechsel wartete der TSV mit einer offensiveren Deckung auf, die zunächst Freiräume für den erfahrenen Michael Spatz bot. Mit dem Schließen der Lücke kamen die Dormagener wieder heran, vor allem weil Stutzke genau zielte und Wieling auch von der Siebenmeterlinie Souveränität ausstrahlte. Der Ausgleich von Reuland zum 22:22 in der 40. Minute war aber nur vorübergehend. Das lag am unglücklichen Pfostenwurf des Linksaußen und der Parade von Redwitz gegen Stutzke. Zwischenzeitlich gab es ein weiteres Comeback beim TSV mit der Einwechslung von Torwart Sven Bartmann. Doch er konnte die Einschläge des jetzt wieder treffsicheren Marcel Engels ebenfalls nicht verhindern - der machte das 26:22 für den TVG in der 48. Minute. Die Gäste verteidigten diesen Vorsprung bis hin zum 31:27 in der 56. Minute und waren den beiden Punkten nahe.

Doch in der anschließenden letzten Auszeit motivierte Kriebel seine Jungs zum "Alles-oder-Nichts". Benni Richter und Tim Wieling kümmerten sich um die enge Bewachung von Tom Spieß und Mario Stark. Eggert und Wieling verkürzten auf 29:31, Lars Spieß erzielte 102 Sekunden vor dem Ende das letzte Tor für Großwallstadt. Und dann sahen die Zuschauer jene Szenen, die eine Handball-Halle in einen Hexenkessel verwandeln und den Kampf um den einen Punkt möglich machen. Erst trifft Wieling, dann Richter, es heißt 31:32 aus Sicht der Gastgeber. Und der elf Mal erfolgreiche Michael Spatz hat die Riesenchance, alles klar für die Gäste zu machen. Doch er scheitert 33 Sekunden vor dem Abpfiff am Pfosten. Es folgt der letzte Angriff der Dormagener gegen den TVG und die Uhr. Gesucht wird Tim Wieling, doch der Linkshänder wird jetzt geschickt abgeschirmt. Es sind noch zwei Sekunden zu spielen, Lukas Stutzke bekommt den Ball und zieht ab - unhaltbar für Redwitz. "Ich habe nicht mehr darüber nachgedacht, wo der Ball hingehen soll. Einfach drauf", erinnert sich später der Schütze des letzten Treffers, der von seinen Mitspielern gefeiert wird. "Ich meine, der Ball war nach der Sirene im Tor, aber das Kampfgericht und die Schiedsrichter haben anders entschieden", trauerte Florian Bauer dem einen Punkt nach. Ein Punkt, der am Ende der Saison eine wichtige Rolle spielen kann.

Für den TSV geht es bereits an diesem Dienstag, 2. Oktober, mit dem Gastspiel in Emsdetten weiter. Das nächste Heimspiel ist am kommenden Freitag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr im TSV Bayer Sportcenter. Dann kommt der aktuelle Spitzenreiter TUSEM Essen zum Derby.

TSV Bayer Dormagen - TV Großwallstadt 32:32 (15:17)
Dormagen:
Rózsavölgyi (1.-27. und ab 56., 4 Paraden), Broy (27.-45., 1 Parade), Bartmann (45.-56.); Reuland (4), Pyszora (n.e.), Eggert (2), Löfström (1), I. Hüter, Richter (4), P. Hüter (3), Braun (n.e.), Jagieniak, Eberlein (n.e.), Stutzke (7), Wieling (11/5).
Großwallstadt: Redwitz (9 Paraden, 2 Tore), Kugis (bei einem 7m); Spatz (11/9), Engels (7), Blank (n.e.), Erifopoulos (n.e.), Schnellbacher (n.e.), Corak (2), Stark (3), T. Spieß, Keck, Winkler (2), L. Spieß (4), Göpfert (1).
Schiedsrichter: Linker / Schmidt.
Zuschauer: 1024.
Zeitstrafen: 8:8 Minuten.
Siebenmeter: 5/5:9/9.
Spielfilm: 3:2, 3:6 (8.), 7:8, 9:9 (18.), 9:11, 11:12, 12:16 (27.), 13:17, 15:17 - 16:17, 17:20, 19:20, 20:22, 22:22 (40.), 22:26 (48.), 27:31 (56.), 29:32, 32:32.

Drucken