Ein Spitzenspiel, das diesen Namen tatsächlich verdiente: 1103 Zuschauer klatschten noch lange nach der Begegnung und dankten mit dem Beifall beiden Mannschaften für die gezeigten Leistungen. Aus Dormagener Sicht stimmte nur das Ergebnis nicht: Tabellenführer TuS Ferndorf gewann 24:23 (14:11) nach einer furiosen Aufholjagd der Gäste. Die Siegerländer liegen damit in der 3. Handball-Liga West zehn Punkte vor dem TSV Bayer Dormagen, der es aber weiterhin selber in der Hand hat, die Meisterschaftsrunde als Zweiter zu beenden. Die nächste Heimpartie ist das Kreisduell mit dem TV Korschenbroich am kommenden Freitag, 16. März, ab 20 Uhr. Dann steigt auch die "Ladies Night" im TSV Bayer Sportcenter.

Wie Ferndorfs Trainer Michael Lerscht nach dem Spiel verriet, sollte das Unterbinden des Dormagener Gegenstoßspiels zum Matchplan gehören. Doch genau das gelang nicht wie erhofft. Der TSV reagierte auf Fehler der Gastgeber mit dem sofortigen Umschalten und den Pässen auf die starken Außen Jan Hüfken und Tim Wieling, die zusammen 14 Tore erzielten. Die Beiden waren es auch, die den TSV nach der ersten Drei-Tore-Führung (7:4) zum erneuten Ausgleich (10:10) führten. Ferndorf konnte gleichwohl mit 14:11 in die Pause gehen, weil die Abwehr sich aufmerksam um Lukas Stutzke und den nach langer Pause sein Comeback feiernden Eloy Morante Maldonado kümmerte. Was dann aus der zweiten Reihe noch durch kam, wurde immer wieder von Schlussmann Kai Rottschäfer entschärft.

Rottschäfer war es auch, der die erste Schlüsselszene kurz nach dem Wiederanpfiff für sich entschied: Der frei stehende Alex Kübler scheiterte mit seinem Abschluss - so hieß es nicht 14:12 sondern 15:11, nachdem Thomas Rink den ebenfalls guten Dormagener Torwart Matthias Broy überwand. Wenige Minuten später führte der TuS bereits mit 18:12, es sah plötzlich nach einer vorzeitigen Entscheidung aus. Doch wer das vermutete, der hatte die Rechnung ohne den bis in die Haarspitzen motivierten TSV gemacht. Mit drei Treffern in Folge sowie einem von Broy gegen Marijan Basic abgewehrten Strafwurf kamen die Gäste wieder bis zum 20:18 heran. Pech dann für Lukas Stutzke, der den Weitwurf an den Pfosten des leeren TuS-Tores setzte. An der zweiten Schlüsselszene war erneut der ehemalige Dormagener mit der Nummer 10 beteiligt: Bevor Jan Wörner zum 21:18 traf war nämlich Basic in die TSV-Abwehr getaucht, doch das Stürmerfoul wurde nicht geahndet. Wieder lagen zwischen beiden Klubs vier Tore als Ferndorfs bester Schütze Jonas Faulenbach auf 22:18 erhöhte.

Für die Galerie war anschließend die schönste Kombination des Spiels mit einem Rückhandanspiel von Morante an Kübler, der zum 22:19 verkürzte. Als erneut Faulenbach das 24:20 in der 56. Minute herstellte, drehte der TSV gegen die müder wirkenden Ferndorfer noch mal auf. Jetzt zielte Daniel Eggert zweimal plaziert ins linke untere Eck, Tim Wieling sorgte für das 24:23 per Siebenmeter gegen den eingewechselten Lucas Puhl. Und dann führte eine Szene in den letzten 20 Sekunden zur Aufregung in der Halle: Nachdem Morante einen Fehlpass von Basic aufnahm unterband Jan Wörner den Dormagener Konter, in dem er Lukas Stutzke umklammerte und niederriss. Auch Ferndorfer hatten die Sorge, dass die 30-Sekunden-Regel zur Anwendung kommen könnte - mit Roter Karte und Siebenmeter für Dormagen. Doch die Schiedsrichter gaben lediglich einen Freiwurf. Eine letzte Chance hatte der TSV immer noch, doch Rottschäfer lenkte den Ball nach einem Wurf von Daniel Eggert an die Latte.

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die das Spiel auch nach dem Sechs-Tore-Rückstand offen hielt" sagte TSV-Coach Ulli Kriebel. Anerkennung auch vom Gegner: "Dormagen hat uns alles abverlangt", erklärte Michael Lerscht.

TuS Ferndorf - TSV Bayer Dormagen 24:23 (14:11)
Ferndorf:
Rottschäfer (13 Paraden), Puhl (bei einem 7m); Sorg (n.e.), Faulenbach (6), Basic (3/2), Irle, M. Michel (3/1), Neitsch (3), Bettig, Wörner (3), Schneider (3), L. Michel (n.e.), Koloper (1), Rink (2).
Dormagen: Broy (9 Paraden); Carvalhais, Linnemannstoens (n.e.), Eggert (2), I. Hüter (1), Kübler (3), P. Hüter, Brüren (1/1), Morante Maldonado, Stutzke (2), Hüfken (6), Wieling (8/2).
Schiedsrichter: J. Winter / M. Winter.
Zuschauer: 1103.
Zeitstrafen: 10:8 Minuten.
Siebenmeter: 3/4:3/4 (Broy hält gegen Basic, Brüren scheitert an Rottschäfer).
Spielfilm: 1:2 (4.), 4:2, 7:4 (13.), 8:7 (18.), 10:10 (23.), 12:11 (27.), 14:11 - 15:11, 18:12 (38.), 18:15, 20:18 (49.), 22:18 (53.), 24:20 (56.), 24:23.

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