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Patrick und Ian Hüter vom TSV Bayer Dormagen berichteten in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung vor der Handball-WM in Ägypten von ihren Erlebnissen mit der US-amerikanischen Nationalmannschaft. Etliche Corona-Infektionen im Team sorgten leider dafür, dass der amerikanische Verband am Dienstagabend die Teilnahme absagen musste. Deshalb endet das Tagebuch auch früher als erwartet mit einem Beitrag von NGZ-Redakteur David Beineke.
Mittwoch, 13. Januar
Am Dienstagnachmittag, 12. Januar, waren die Verantwortlichen der US-amerikanischen Nationalmannschaft noch fest entschlossen, wenigstens ein Rumpfteam zur Handball-Weltmeisterschaft nach Ägypten zu schicken, doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Nach einem Telefonat mit dem Handball-Weltverband (IHF) fiel die Entscheidung der Amerikaner, schweren Herzens wegen zahlreicher Corona-Fälle im Kader auf eine Teilnahme zu verzichten. Dafür rückt die Schweiz nach. Damit ist auch der WM-Traum der Brüder Patrick und Ian Hüter geplatzt.
„Ich bin natürlich riesig enttäuscht. Aber ich glaube, ich kann das alles ganz gut einschätzen und verstehe die Entscheidung auch“, meinte Patrick Hüter, nachdem er schon am Mittwochvormittag mit dem Flugzeug aus dem Trainingslager der USA in Dänemark nach Frankfurt geflogen war und im Zug nach Neuss saß. Allerdings ohne seinen jüngeren Bruder Ian, der noch in einem Sporthotel in Dänemark ausharren musste, weil das Ergebnis eines Tests nicht klar zuzuordnen war und er erneut getestet werden musste. „Ihm geht es gut“, sagte Patrick Hüter.
Angedeutet hatte sich die Misere schon am vergangenen Samstag, als es laut Hüter im Umfeld des Betreuerteams einen positiven Corona-Test gegeben habe. Daraufhin habe die Teamleitung entschieden, auf das für Sonntag angesetzte Vorbereitungsspiel gegen eine dänische Mannschaft zu verzichten. Schnelltests am Montag seien dann zunächst durch die Bank negativ ausgefallen, erst weitere PCR-Tests am Abend hätten am Dienstag die positiven Ergebnisse zutage gefördert.
Wie viele es letztlich waren, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Auf jeden Fall waren zehn Spieler darunter und auch der schwedische Auswahltrainer Robert Hedin. Patrick Hüter hat sich nach seiner Ankunft in Neuss direkt noch mal testen lassen und hält sich fünf Tage daheim in Quarantäne auf, um auf Nummer sicher zu gehen. Erst wenn dann ein weiterer Test negativ ausfällt, kehrt er ins Mannschaftstraining zurück, das die Dormagener am Donnerstag, 14. Januar, wieder aufnehmen.
Montag, 11. Januar
Mit dem Nationalteam sind wir in der Vorbereitung für die WM in Ägypten hier in Dänemark nicht nur hervorragend untergebracht, wir werden auch medizinisch exzellent betreut. Da gibt es aber einen Unterschied zu Deutschland, wo alle Mannschaften einen Physiotherapeuten dabei haben. Den haben wir hier nicht, dafür gibt es einen Chiropraktiker. Das ist Dr. Brad Barez, der aus Los Angeles kommt und dort zahlreiche Profis aus den Sportarten American Football, Basketball und Baseball betreut.
Er versucht nicht, muskuläre Verspannungen durch Massagen zu beheben, sondern er behandelt mit kurzen Berührungen und Griffen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates. Ich bin zum Beispiel mit Nackenproblemen angereist, die mich schon seit Monaten stören und ab und zu Kopfschmerzen verursachen. Davon hat er mich befreit. Neben Brad ist zudem der Orthopäde Dr. Thomas Pauly aus Düsseldorf mit dabei. Bislang musste er zum Glück noch keine Verletzungen behandeln, aber er gibt auch gute Prophylaxe-Tipps. Zudem haben wir noch gute Hilfsmittel, die uns bei der Regeneration helfen. Wir haben echt Glück, dass es hier so eine Top-Versorgung gibt.
Samstag, 9. Januar
Nachdem wir den Donnerstag zunächst damit verbracht hatten zu regenerieren und Fotos von unserer Mannschaft zu machen, folgte am Nachmittag ein zweieinhalbstündiges Training, bei dem wir viele Spielzüge sowie unterschiedliche Deckungsvarianten einstudiert haben. Am Freitag konnten wir die dann gleich unter Wettkampfbedingungen austesten, denn dann stand unser erstes Testspiel an. Es ging gegen den dänischen Erstligisten Ribe-Esbjerg HH.
Letztlich haben wir zwar 31:33 verloren, doch dafür, dass wir schon anderthalb Jahre nicht mehr zusammengespielt haben und auch einige neue Spieler dabei sind, war das schon eine ganz gute Leistung. Wir haben viel ausprobiert, hinten eine 5:1-Abwehr und vorne im Angriff sieben gegen sechs. Unser Trainer Robert Hedin hat auch viel gewechselt, alle 15 Minuten in Blöcken. Wobei von den 25 Spielern, die bei der WM-Vorbereitung dabei sind, nur 20 im Kader waren. Aber wir haben ja noch zwei weitere Spiele am Sonntag und am Dienstag, dann bekommen die anderen bestimmt auch noch ihre Chancen. Wobei Ian und ich jeweils 45 Minuten gespielt haben, uns beiden sind je sechs Tore gelungen. Ich denke, wir haben gute Chancen, letztlich zum WM-Kader zu gehören. Dennoch werden wir weiter in jeder Einheit unser Bestes geben und unsere Leistung bringen, damit wir auch wirklich in Ägypten dabei sind.
Donnerstag, 7. Januar
Wir haben es hier im Trainingslager in Dänemark wirklich gut angetroffen. Das Sporthotel in Vejen ist ein riesiger Komplex, mit idealen Voraussetzungen für etliche Sportarten. Es gibt vier Fußballplätze, Laufbahnen, Schwimmbäder, Squash-Courts, Tennisplätze sowie Gymnastik- und Turnhallen. Bis wir unsere Trainingshalle erreichen, müssen wir fünf bis sechs Minuten laufen. Zudem ist die Verpflegung exzellent. Wir fühlen uns sehr wohl hier.
Doch obwohl die Anlage so viele Möglichkeiten bietet, sind wir mit unserer Nationalmannschaft derzeit alleine hier. Ob der amerikanische Verband absichtlich den ganzen Komplex für uns gemietet hat oder wegen Corona keine anderen Sportler hier sind, wissen wir nicht. Doch dass wir unter uns sind, macht es natürlich einfacher, sich vor Corona zu schützen. Wir befinden uns wirklich in einer Blase. Es sind zwar auch Mitarbeiter des Hotels hier, doch wenn wir denen begegnen, achten wir streng darauf, Abstand zu halten und Masken zu tragen. Zudem nehmen uns Mitarbeiter aus dem Nationalmannschafts-Staff Besorgungen ab.
Wir sind nicht im selben Zimmer untergebracht, Patrick ist mit zwei Schweden einquartiert. Das hat die Mannschaftsleitung so eingeteilt. Am Mittwoch haben wir nach dem Vormittagstraining alle zusammen das EM-Qualifikationsspiel der Deutschen gegen Österreich geschaut, schließlich ist Österreich einer unserer Vorrundengegner in Ägypten. Es ist aber noch zu früh, um Österreich richtig einschätzen zu können. Da wird uns unser Trainer Robert Hedin sicher noch mehr Videos zeigen.