Im Spiel gegen Wilhelmshaven stimmte (fast) alles. Beide Mannschaften zeigten das, was die Zuschauer sehen wollen: Spielkunst, Kampf und Leidenschaft. Aus Dormagener Sicht gab es nur einen entscheidenden Mangel: Der Aufsteiger aus Niedersachsen gewann erstmals beim TSV Bayer Dormagen und holte auch im dritten Saisonspiel beide Punkte. Nach 60 Minuten stand es 26:24 für die Gäste, zur Pause hieß es 13:13. Für ihren Einsatz wurden die heimischen Spieler aber dennoch von ihren Fans mit Beifall belohnt.

Von Beginn an war das Spiel der beiden langjährigen Widersacher umkämpft, mehrfach wechselte die Führung. Bei Wilhelmshaven war es vor allem der Halbrechte Rene Drechsler, der in der ersten Hälfte kaum zu stoppen war und sechs seiner acht Tore vor der Pause erzielte. Trotz seiner Schulterbeschwerden drehte beim TSV wieder Linksaußen Sebastian Damm auf, der auch den Kontakt mit dem Gegner nicht scheute. Zudem glänzte Jonathan Eisenkrätzer als Shooter und Anspieler, der immer wieder Alexander Kübler am Kreis suchte und fand. Wie aufgedreht wirkte zudem der bewegliche Rechtsaußen Peter Strosack bei seinen Ausflügen in die Mitte.

Nach dem Seitenwechsel überschlugen sich die Ereignisse: Tobias Schwolow verwandelte zwei Siebenmeter hintereinander und Wilhelmshaven führte erstmals mit zwei Treffern (16:14). Kurz drauf konnte der etwas übermotivierte Schwolow nach seiner dritten Zeitstrafe seinem Team allerdings nicht mehr helfen. Mit einem 4:0-Lauf innerhalb von sieben Minuten lag wiederum der TSV mit zwei Treffern vorne (19:17) – auch weil Sebastian Linnemannstoens sich intensiv um Drechsler kümmerte, der kaum noch Impulse setzen konnte. Ein weiterer Treffer für den TSV hätte jetzt zur Beruhigung beitragen können. Doch gute Chancen blieben ungenutzt, „da hätten wir den Sack zumachen müssen“, sagte Peter Strosack im Interview. Für die letzte Dormagener Führung sorgte Robin Doetsch (22:21), der anschließend an Adam Weiner scheiterte und danach den Pfosten traf. Eisenkrätzer konnte da nicht mehr mitmachen, weil auch er nach seiner dritten Zeitstrafe den roten Karton sah. Die Situation war grenzwertig und von den Schiedsrichtern kaum einsehbar. Auf einem Video lässt sich erkennen, dass WHV-Spieler Moritz Barkow entscheidenden Anteil an einem Gerangel im Kreis der Gäste hatte. Die Hinausstellung war für TSV-Coach Jörg Bohrmann indes die „entscheidende Szene, da Jonny in den Schlussminuten vorne nicht zu ersetzen war.“  Jo Gerrit Genz und Linnemannstoens brachten den TSV noch mal bis auf einen Treffer heran, doch Lukas Kalafut stellte den Endstand her.

„Jörg Bohrmann hat unseren Angriff mit taktischen Maßnahmen immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt“, sagte WHV-Coach Christian Köhrmann. Doch trotz mehrerer Rückschläge habe sein Team immer wieder die richtigen Lösungen gefunden. „Die Jungs haben gekämpft und gerackert. Schade, dass wir mehrere gute Chancen nicht nutzen konnten. Wir werden in dieser Woche hart arbeiten und in Nordhorn wieder alles geben“, kündigte der Bohrmann an.

TSV Bayer Dormagen - Wilhelmshavener HV 24:26 (13:13)
Dormagen: Jäger (bei einem 7m), Bartmann (8 Paraden); Genz (1), Eisenkrätzer (4), Linnemannstoens (1), Doetsch (2), Kübler (4), Damm (7/1), Strosack (4), Hüter, Marquardt (1), Basic, Pinnonen.
Wilhelmshaven: Bokesch (n.e.), Weiner (12 Paraden); Maas (4), Lehmann, Vorontsov (4/2), S. Köhler (1), Barkow (2), Mertens (1), J. Köhler, Köhrmann, Kozul (1), Schwolow (3/2), Drechsler (8), Kalafut (2).
Schiedsrichter: Grell/Piper.
Zuschauer: 1391.
Zeitstrafen: 12:10 Minuten.
Siebenmeter: 1/2:4/5 (Damm scheitert an Weiner - Bartmann hält gegen Schwolow).
Spielfilm: 2:3, 4:3, 8:8 (16.), 11:10 (24.), 12:13, 13:13 - 14:16, 16:17 (37.), 19:17 (44.), 20:18, 20:20 (50.), 22:21 (53.), 22:24 (56.), 23:24, 24:25, 24:26.

Drucken