Julian Bauer ist der neue Cheftrainer des TSV Bayer Dormagen. Warum sich der 29-Jährige für Dormagen entschieden hat und welche Ziele er mit der Mannschaft in der kommenden Saison hat, verrät er uns im Interview.

Magdeburg ist knapp 430 Kilometer von Dormagen entfernt. Für deine neue Aufgabe als Cheftrainer des TSV Bayer Dormagen musstest du deine Heimat verlassen. War es schwer für dich aus Magdeburg wegzuziehen?

Ich bin von dem Schritt nach Dormagen maximal überzeugt! Deswegen ist es egal, ob es 100 oder 450 Kilometer entfernt von Magdeburg sind. Ich fühle mich hier sehr wohl und bin gut angekommen. Die Wohnung ist auch fertig eingerichtet, daher passt alles.

Mit 29 Jahren bist du einer der jüngsten Trainer, der eine Mannschaft in der 2. Handball-Bundesliga trainiert. Viele Spieler sind in diesem Alter noch in der Liga aktiv. Wie kam es bei dir zu der Karriere als Trainer?

Als ich klein war, habe ich bei einem kleinen Dorfverein in der Nähe von Magdeburg angefangen Handball zu spielen. Es war aber relativ schnell klar, dass ich es als Profi nicht schaffen werde. Deswegen bin ich früh Trainer geworden. Mit 16 Jahren habe ich bereits die ersten Mini- und E-Jugend-Gruppen betreut. Mein erster großer Schritt als Trainer war dann mit 19 Jahren, als ich Co-Trainer der C-Jugend des SC Magdeburg wurde. Während meines Studiums Gymnasial-Lehramt auf Wirtschaft und Sport war ich eher nebenbei als Trainer aktiv. Damals war es ganz cool, mein Hobby als eine Art Nebenjob zu haben. Als ich die B-Jugend vom SC Magdeburg übernommen habe, war für mich aber relativ schnell klar, dass ich mich auf das Coachen im Leistungssport konzentrieren möchte.

Du warst lange Zeit als Trainer in Magdeburg tätig und konntest jede Menge Erfahrung sammeln. Was bringst du aus dieser Zeit nach Dormagen mit?

Aus den 10 Jahren in Magdeburg kann ich viel mitnehmen. Ich habe dort von den Kollegen sehr viel gelernt. Ich habe für mich erkannt, dass man von jedem Trainer etwas Wertvolles mitnehmen kann. Die Art von Handball, die ich kommende Saison spielen möchte, ist nichts Besonderes, sondern ist ein Abbild davon, wohin sich der Handball entwickelt hat und wo die Trends im Handball hingehen. Ich möchte, dass wir in Dormagen genau diese Trends umsetzen. Dazu gehört mit hohem Tempo in die Feldüberquerung, im Angriff viel mit Eins-gegen-Eins zu agieren, viel in die Nahwurfzone zu kommen und die ganze Breite des Spielfelds zu nutzen. Für mich geht es darum, das alles mit einer sehr guten Trainingsleistung und einer hohen Trainingsintensität konstant umsetzen zu können. Das habe ich aus Magdeburg mitgenommen.

Bevor du nach Dormagen gekommen bist, hast du in Magdeburg ausschließlich Jugendmannschaften als Trainer betreut. Nun trainierst du zum ersten Mal eine Herrenmannschaft in der 2. Bundesliga. Wie kam es dazu?

Ich hatte nie einen Karriereplan. Aber ich habe vor eins bis zwei Jahren gemerkt, dass ich einen Schritt weiter gehen will. Ich wollte aber nicht die nächstbeste Chance ergreifen. Als dann das Angebot aus Dormagen kam, dachte ich: „Was soll es jetzt noch Passenderes geben, als eine Mannschaft mit diesem jungen Durchschnittsalter in einem Verein mit dieser DNA?“ Dormagen hat junge aufstrebende Talente, die sich weiterentwickeln wollen und täglich Bock auf Handball haben. Dann war mir klar, an Dormagen führt kein Weg dran vorbei, das möchte ich unbedingt machen.

Der Sprung vom Nachwuchsbereich in den Herrenbereich bringt einige Unterschiede mit sich. Inwiefern hast du diese Unterschiede bereits wahrgenommen?

Insbesondere die langfristige Trainingsplanung ist ein riesen Unterschied. Im Nachwuchs wird nicht nur auf das anstehende Wochenende geschaut, sondern eher auf die langfristige Karriere der Jungs. Da kann es dann auch vorkommen, dass die Spieler mit einer Vorbelastung in ein Spiel reingehen. Das ist bei den Herren nicht so. Unsere Planung geht immer bis zum nächsten Wochenende. Wir müssen immer schauen, wie wir dann maximal erfolgreich sein können. Dabei gilt es, die Jungs sowohl körperlich als auch taktisch auf die Partien vorzubereiten. Da wir noch eine junge Mannschaft haben, werde ich trotzdem auf die individuellen Entwicklungspotentiale der Jungs eingehen und um dahingehend langfristig zu planen.

Die erste Woche der Vorbereitung habt ihr bereits hinter euch. Wie liefen die ersten Tage an?

Bisher haben die Einheiten mit der Mannschaft viel Spaß gemacht. Man merkt, dass die Jungs Lust auf Handball haben. Die Mannschaft hatte jetzt eine längere Sommerpause, weil die Saison aufgrund der olympischen Spiele später losgeht. Daher haben wir uns langsam rangetastet und uns erstmal wieder an die Halle und den Ball gewöhnt. Trotzdem wollte ich mit einer hohen Intensität in den Aktionen starten und einen klaren Fokus auf kleine Details legen.

Du hast eine der jüngsten Mannschaften in der Liga. Ihr müsst euch gegen ältere und erfahrenere Teams beweisen. Mit welchen Zielen gehst du in die neue Spielzeit?

Ich denke, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben, weil viele Spieler bereits in den letzten Saisons Leistungsträger waren. In ihrem jungen Alter haben die Jungs schon riesige Entwicklungsschritte gemacht. Deswegen glaube ich, dass wir einen starken Kader haben, mit dem ich sehr zufrieden bin. Mein Ziel für die kommende Saison ist, dass man unseren Dormagener Handball wiedererkennt. Ich will das man von außen sieht, dass wir mit einer hohen Intensität, mit viel Leidenschaft und viel Energie spielen. Man soll sehen, dass wir um jeden Preis gewinnen wollen und dass wir in jedes Spiel gehen, um zu gewinnen. Wir wollen jedem Gegner unseren Stempel aufdrücken und uns nicht viel anpassen. Trotzdem will ich eine hohe Spielfähigkeit beibehalten und die Schwächen der Gegner ausnutzen sowie ihnen ihre Stärken nehmen. Besonders will ich, dass man merkt, dass wir furchtlos und gefährlich sind und dass wir Bock haben in der Liga etwas zu erreichen.