Dank einer zumeist konzentrierten Leistung hat der TSV Bayer Dormagen am Freitagabend das Derby bei TuSEM Essen mit 29:25 (14:13) gewonnen und durch den vierten Auswärtssieg zwei immens wichtige Punkte mit nach Hause genommen. Vor den letzten drei Spielen besitzen die Wiesel nun 27 Zähler und entfernten sich vor den weiteren Spielen des Wochenendes von einem Abstiegsplatz. „Es wird schwer bis zum letzten Spieltag. Aber wir haben heute einmal mehr gezeigt, dass wir an uns glauben“, sagte Trainer Peer Pütz. Sein künftiger Chef-Coach beim Bergischen HC Jamal Naji war sichtlich enttäuscht, gratulierte aber zum „verdienten Sieg“. Das vorletzte Heimspiel bestreitet der TSV am kommenden Freitag, 27. Mai, ab 19.30 Uhr gegen den EHV Aue. Zum Ticket-Online-Shop.

Das Derby bot den 1386 Zuschauern in der Sporthalle Am Hallo beste Handballkost mit einem lange offenen Schlagabtausch. Es waren noch keine zehn Minuten gespielt, als zwei Aufreger für ungläubige Blicke auf der einen und Sorgenfalten auf der anderen Seite sorgten: Erst war es der illegale Griff von Noah Beyer zum Ball, der sich noch im Kreis befand. Essens Linksaußen traf zum 4:3 ins leere Tor, da Martin Juzbasic aus dem Kasten gelaufen war, um das Spielgerät aufzunehmen. Allen Protesten zum Trotz zählte das Tor. Es folgte eine Szene, die für Malte Seidel Konsequenzen hatte: Nach einem unglücklichen und unbeabsichtigten Zusammenstoß mit Mislav Grgic ging Seidel zu Boden und musste mithilfe von zwei Mitspielern benommen vom Feld geführt werden. Er konnte in der zweiten Hälfte wieder spielen.

In der 22. Minute lagen die Gastgeber erstmals mit drei Treffern vorne: Beyer verwandelte seinen dritten Strafwurf zum 11:8, kurz drauf hieß es 12:9 durch Tim Rozman. Aron Seesing verkürzte und es folgte eine weitere Situation, die zu Diskussionen führte: Nach dem Lattenknaller von Justin Müller lief Jan Reimer einen Gegenstoß, den er zum 12:11 mit einem Wurf ins leere Tor abschloss. Zuvor aber wurde er von Tom Bergner intensiv berührt, Reimers Sturz sah böse aus und die Aktion roch nach einer Roten Karte. Die wäre wohl auch gezückt worden, wenn der Ball neben das Gehäuse gegangen wäre. So aber entschieden die Schiedsrichter „nur“ auf zwei Minuten gegen Bergner, Reimer konnte zum Glück weitermachen. Eloy Morante Maldonado erhöhte nun auf 13:11, das war das letzte Tor für Essen vor dem Pausenpfiff. Der TSV aber drehte die Partie mit zwei Treffern von Ian Hüter und einem weiteren Tor von Reimer zur 14:13-Halbzeitführung.

Die zweite Hälfte begann mit unentschlossenen Abschlüssen auf beiden Seiten. Nach der Parade des in der zweiten Hälfte immer stärker werdenden Martin Juzbasic gegen Dennis Szczesny legten die Gäste den Grundstein für den Erfolg: Alexander Senden, mit insgesamt sieben Einschlägen im Essener Kasten bester Dormagener, Mislav Grgic mit einem Konter und Jan Reimer nach einem genau getimten Pass von Juzbasic sorgten für die 17:13-Führung. Den Vorsprung schraubte der TSV sogar bis auf 23:17 in der 43. Minute durch Andre Meuser. TuSEM-Coach Jamal Naji nahm nun bereits die zweite Auszeit in der zweiten Hälfte.

Mit einer noch offensiveren Abwehr versuchte Essen, das Dormagener Angriffsspiel zu stören. Naji brachte kurzzeitig den siebten Feldspieler, aber statt eines vernünftigen Spielaufbaus schloss Lucas Firnhaber mit einem Rückraumwurf ab, der kein Problem für Juzbasic war. Dormagens Torwart zeichnete sich dann erneut aus und griff zum letzten Mittel gegen Siebenmeter-Vollstrecker Noah Beyer, der zuvor auch gegen Christian Simonsen getroffen hatte: Juzbasic blieb auf der Torlinie stehen, riss spontan die Arme hoch und parierte. In den letzten Minuten ließ der TSV nichts mehr anbrennen und feierte den Auswärtssieg mit den vielen Fans. „Wir haben uns in der Überzahl nach dem 9:12-Rückstand gut herangekämpft und konnten uns zu Beginn der zweiten Halbzeit absetzen“, fasste Coach Peer Pütz die Partie zusammen. Jamal Naji sah in der Kabine „sehr geknickte Spieler“ und hatte keine Erklärung dafür, „warum wir uns in der heimischen Halle so schwertun.“ Die entscheidenden Gründe für die Niederlage aus seiner Sicht: „Wir verlieren das Torwartduell und der TSV war konsequenter im Abschluss.“

Es war sicher ein Wink des Schicksals, dass Bietigheim am Mittwoch mit einem Remis ggen Coburg Essen in der Tabelle der 2. Handball-Bundesliga auf den siebten Platz verdrängt hatte. Gegen Tabellensiebte hat der TSV in dieser Saison schließlich immer bestens abgeschnitten. In den letzten drei Spielen stellen sich aber andere Aufgaben: In den Heimspielen gegen die unmittelbare Konkurrenz Aue und Ferndorf, im Auswärtsspiel bei Aufstiegskandidat Nordhorn.

TuSEM Essen – TSV Bayer Dormagen 25:29 (13:14)
Essen:
Bliss (4 Paraden), Diedrich (25.-37., 1 P.); Beyer (10/7), Ellwanger (1), Glatthard, Rozman (2), Dangers (2), Becher (n.e.), Ignatow (1), Szczesny (2), Bergner, Müller (2), Firnhaber (1), Seidel (2), Morante Maldonado (2), Klingler.
Dormagen: Juzbasic (10 Paraden), Simonsen (bei 2 7m); Meuser (3), Leitz (n.e.), Senden (7), I. Hüter (3), Reimer (6/2), Grgic (3), Zurga (n.e.), P. Hüter (4), Johannmeyer (n.e.), Grbavac (n.e.), Seesing (1), Steinhaus (2), Mast.
Schiedsrichter: Fratczak/Ribeiro.
Zuschauer: 1386.
Zeitstrafen: 8:6 Minuten.
Siebenmeter: 7/8:2/2 (Juzbasic hält gegen Beyer).
Spielfilm: 5:5 (13.), 7:5, 7:7, 9:8, 11:8 (22.), 12:9, 13:11, 13.14 – 13:17 (34.), 17:23 (43.), 19:23, 19:25, 22:25 (52.), 22:26, 24:27 (58.), 25:29.

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