Der allgemeinen Sprachlosigkeit nach Dormagens 21:23 (11:9)-Niederlage setzte Misha Kaufmann ein erstaunliches Plädoyer entgegen. Der traditionelle „Talk danach“ war eigentlich schon beendet, als Eisenachs Trainer noch etwas sagen wollte. Es war ein Appell an die TSV-Fans: „Wenn man ein richtiger Fan ist, dann steht man jetzt hinter dem Verein. Kritisieren kann jeder und jeder kann auf einen drauftreten, der am Boden liegt. Ich bin heute objektiv der Meinung, dass die Dormagener alles gegeben, gefightet und leidenschaftlich verteidigt haben. Manchmal sind es halt Kleinigkeiten, die entscheiden. So lief unser Torwart nach der Pause zur Hochform auf.“ Für seine ehrlichen Mutmacher erhielt der Schweizer lautstarken Beifall.

„Es ist schwer zu realisieren, wie wir dieses Spiel verlieren konnten“, sagte TSV-Kapitän Patrick Hüter. „Wenn du so viele hundertprozentige Chancen liegenlässt, dann kannst du allerdings gegen keine Mannschaft der 2. Liga gewinnen.“ Tatsächlich lief es in der ersten Hälfte ordentlich für die Gastgeber, auch wenn Tor Nummer 1 durch Alexander Senden erst in der 5. Minute fiel. Bis dahin wurden bereits beste Chancen gegen einen reaktionsschnellen Johannes Jepsen ausgelassen. Aber auch die Thüringer ließen die Genauigkeit bei ihren Abschlüssen vermissen. So machte der TSV aus dem 0:1 das 4:1 in der 10. Minute. Eisenach kam wieder näher, ohne aber in der ersten Halbzeit ein zweites Mal nach dem Auftakttreffer des hellwachen Fynn Hangstein in Führung gehen zu können.

Und dann setzte der TSV sich ein zweites Mal mit sogar fünf Toren ab (10:5, 23.), konnte den deutlichen Vorsprung aber nicht über die Zeit bis zum Pausenpfiff (11:9) retten. Das 12:9 und 13:10 kurz nach dem Seitenwechsel stimmte die Wiesel-Anhänger zuversichtlich. Doch zweimal hintereinander fehlte den Gastgebern das Glück des Tüchtigen: Zuerst sprang der Ball Andre Meuser ans Bein, dann gab es einen Freiwurf gegen Jan Reimer, der im fairen Kampf den Ball erobert hatte. Prompt glich Eisenach aus und lag plötzlich mit 14:13 durch den Treffer von Ivan Snajder vorne. In den folgenden zehn Minuten machte der TSV den ThSV-Vorsprung immer wieder wett. Obwohl Martin Juzbasic mit mehreren starken Paraden aufwartete, gelang es aber nicht, das Spiel noch einmal zu drehen. Im Gegenteil: Eisenach führte zweimal mit zwei Toren.

Der TSV wehrte sich gegen die drohende Niederlage. Aron Seesing und Patrick Hüter sorgten für das 20:20. Das 21:21 ging ebenfalls auf das Konto von Kapitän Hüter. Dann trugen zwei Stürmerfouls mit zum Ausgang des Spiels bei: Die Aktion von Jannis Schneibel gegen Ian Hüter wurde nicht gepfiffen, der angespielte Snajder erzielte prompt das 21:22. Der letzte Dormagener Angriff wiederum endete mit einem Pfiff gegen den in die gegnerische Abwehr springenden Alexander Senden. Die Partie war gelaufen, Peter Walz stellte den Endstand her. „Wenn nach zwei Fehlwürfen bereits ein Raunen durch die Halle geht, wird die Verunsicherung nicht geringer“, sagte David Röhrig, der Trainer Peer Pütz erneut vertrat. Auch wenn die Ausgangslage für das Mittelrhein-Derby am Freitag gegen Gummersbach nicht so herausragend scheint, so macht Patrick Hüter eine klare Ansage: „Wir dürfen jetzt kurz die Köpfe hängenlassen, am Mittwoch analysieren wir unsere Fehler und bereiten uns auf das Derby vor. Na klar können wir Gummersbach schlagen.“

TSV Bayer Dormagen - ThSV Eisenach 21:23 (11:9)
Dormagen:
Juzbasic (10 Paraden), Klama (n.e.); Reuland (4/2), Meuser (4), Leitz (1), Senden (6), Wolfram (n.e.), Rehfus (n.e.), I. Hüter, Reimer (1), Zurga (n.e.), P. Hüter (3), Grbavac (n.e.), Seesing (2), Steinhaus, Mast.
Eisenach: Jepsen (13 Paraden), Lucin (n.e.); Wöhler (n.e.), Potisk (n.e.), Hangstein (7/1), Ulshöfer (1), Walz (3), Hideg (1), Tokic (1), Sousa (1), Dicker (n.e.), Donker, Schneibel (1), Snajder (4), Weyrauch (n.e.), Saul (4).
Schiedsrichter: Engeln / Schmitz.
Zuschauer: 312.
Zeitstrafen: 4:10 Minuten.
Siebenmeter: 2/4:1/3 (Reuland wirft an den Pfosten, Reimer scheitert an Jepsen - Juzbasic hält gegen Hangstein, der zudem einmal gegen den Pfosten wirft).
Spielfilm: 0:1, 4:1, 4:3, 5:4 (15.), 10:5 (23.), 10:8 (28.), 11:9 - 13:10, 13:14 (38.), 17:19 (49.), 20:20 (56.), 21:21 (59.), 21:23.

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