Nach 1999 findet die Handball-Weltmeisterschaft vom 13. bis zum 31. Januar zum zweiten Mal in Ägypten statt. Diesmal allerdings statt mit 24 sogar mit 32 Mannschaften, die in acht Gruppen à vier Teams um den Einzug in die Hauptrunde kämpfen. Etliche aktuelle und ehemalige Spieler bzw. Trainer des TSV Bayer Dormagen sind auf dem Feld oder an der Seitenlinie bei den 27. Welttitelkämpfen dabei.

Patrick (25) und sein 23-jähriger Bruder Ian Hüter gehören zu den Leistungsträgern der US-Auswahl. Beide haben Erfahrung als Leader: Während Patrick Kapitän des Zweitligisten Dormagen ist, hat Ian diese Rolle bei der Nationalmannschaft übernommen. Für die Dormagener Handballer ist es nach der Teilnahme an den Panamerikanischen Meisterschaften in Peru das nächste internationale Highlight ihrer Karriere. Schon das erste Gruppenspiel am 14. Januar dürfte einen deutlichen Hinweis auf den weiteren WM-Verlauf geben: Die USA treffen dann auf die Österreicher - und es könnte ein Zusammentreffen mit dem Vereinskollegen Toni Juric (23) geben. Der TSV-Kreisläufer gehörte am Mittwoch in Graz nicht zum 16er Aufgebot von Ales Pajovic. Im ersten Qualispiel gegen Deutschland für die EM 2022 setzte der Trainer Österreichs vor allem auf Schwergewicht Tobias Wagner. Juric wird aber im Rückspiel zu seinem ersten offiziellen Länderspiel kommen: An diesem Sonntag, 10. Januar, gibt es in der Kölner Lanxess-Arena das erneute Aufeinandertreffen, das ab 18.10 Uhr (ARD) live übertragen wird.

Toni Juric freut sich auf seine Premiere unweit von Dormagen - leider ohne Zuschauer. Das Team der Ösis bereitet sich im Sportzentrum Kaiserau auf die Partie am Sonntag vor. Mit Zuversicht blickt der Ex-Linzer auf die WM und das erste Spiel gegen die USA: "Die Chancen sind gut, dass ich gegen Patrick und Ian spiele. Wir sehen uns schon als Favoriten und wollen/müssen das Spiel gewinnen. Ich glaube, dass unsere Chancen ganz gut stehen." Da aus der Vierer-Gruppe die drei besten Teams in die Hauptrunde einziehen, wird also mindestens ein TSV-Spieler dort vertreten sein. Acht Mannschaften werden die WM im Presidents-Cup fortsetzen. Noch mal zurück zu den Gruppenspielen: Während Toni Juric keine Kontakte zu Kentin Mahé hatte, so kennen die Hüter-Bruder den inzwischen 29-Jährigen französischen Nationalspieler noch aus Dormagen. Mahé lernte das Handballspiel in Dormagen und gehört inzwischen zu den erfahrensten Internationalen der Franzosen. Beim Champions League Final Four in Köln Ende Dezember war er als Spieler des ungarischen Spitzenklubs KC Veszprem mit dabei. Mahé ist zweifacher Weltmeister und gewann 2016 Olympia-Silber. Frankreich spielt ebenfalls in Gruppe E, befindet sich aber noch nicht in Top-Form. In der EM-Quali verlor die Equipe jetzt 24:27 in Serbien - trotz der sechs Treffer von Kentin Mahé. Norwegen ist das vierte Team in der Gruppe.

Mit Rechtsaußen Jakub Sterba (24) stand ein weiterer aktueller TSV-Spieler vor seinem WM-Debüt. Doch aufgrund der aktuellen Corona-Lage im tschechischen Team - unter anderem wurden beide Trainer Daniel Kubes und Jan Filip positiv getestet - hat "Kuba" nun abgesagt. Die in dieser Woche angesetzten EM-Qualifikationsspiele gegen die Färöer-Inseln fanden nicht statt. Sterba kehrt in Kürze aus Tschechien zurück und steht TSV-Trainer Dusko Bilanovic bei der Wiederaufnahme des Trainings am nächsten Donnerstag zur Verfügung.

Zur deutschen Mannschaft mit Dormagen-Vergangenheit gehört Fabian Böhm (31). Der Rückraumlinke trug für einige Monate im Jahre 2011 das Trikot des damaligen DHC Rheinland. Aktuell spielt er in der Bundesliga für Hannover-Burgdorf. Nachnominiert für die DHB-Auswahl wurde Moritz Preuß (25), der in Dormagen zum Handballer ausgebildet wurde. Der Kreisläufer konnte wegen einer im Training erlittenen Knieverletzung das Qualispiel in Österreich am Mittwoch nicht mitmachen. Eventuell ist sein Einsatz aber am Sonntag möglich, dann würde er auch mit nach Ägypten reisen. Als Co-Trainer von Chefcoach Alfred Gislason (61) agiert zurzeit Erik Wudtke (48), der beim TSV ein Jahr lang die A-Jugend trainierte und als Nachwuchskoordinator tätig war.

Bei zwei weiteren äußerst erfolgreichen Trainern steht Dormagen im beruflichen Lebenslauf: Der frühere Linksaußen Nikolaj Jacobsen (49) sorgte bei seinem ersten Verein TSV Bayer in der Saison 1997/98 für Aufsehen und wurde nach dem einen Jahr vom THW Kiel verpflichtet. Der Däne wurde zum Welttrainer 2019 gekürt und reist mit der Nationalmannschaft Dänemarks als Titelverteidiger nach Ägypten. Der Isländer Gudmundur Gudmundsson (60) zählt zu den großen Sporthelden in seiner Heimat. Schließlich gewann der Dormagener Coach (1999 bis März 2001) mit Island 2008 in Peking die olympische Silbermedaille. Acht Jahre später war er Trainer der dänischen Mannschaft, die Gold aus Rio mit nach Hause brachte. 2018 war er Übungsleiter von Bahrein und gewann Silber bei der Asienmeisterschaft. In Ägypten ist Gudmundsson wieder Trainer der isländischen Mannschaft, zu der auch die neue Handball-Generation des Landes gehört: Zum Beispiel Gisli Kristjansson (21), dessen Vater Kristjan Arason von 1994 bis 1996 den TSV Bayer Dormagen trainierte.

Drucken