„Dieses Spiel hätte sicher viele Zuschauer verdient gehabt“, unterstrich Dormagens Handball-Geschäftsführer Björn Barthel das hohe Niveau der Partie am Tag vor dem Heiligen Abend im TSV Bayer Sportcenter. Die Dormagener setzten sich nach 60 von Taktik geprägten und immer fairen Minuten mit 24:22 (13:12) durch und tauschten mit Gegner VfL Lübeck-Schwartau die Plätze. Der TSV ist nach elf Spieltagen Vierter der 2. Handball-Bundesliga mit 14:8-Punkten. Trainer Dusko Bilanovic freute sich nach dem dritten Sieg in Folge: „Wir können mit Zuversicht nach Wilhelmshaven fahren.“ Dort findet das letzte Auswärtsspiel des Jahres am 2. Weihnachtstag statt. Anschließend am 30. Dezember steigt noch im Sportcenter der Mittelrhein-Klassiker gegen den VfL Gummersbach - erstmals ohne Zuschauer.

Die Anfangsphase gehörte den Gästen, die vor allem über ihre Außen Fynn Gonschor auf der linken und Finn Kretschmer auf der rechten Seite erfolgreich waren. Der TSV hingegen tat sich gegen die blitzschnelle VfL-Defensive schwer und machte es Routinier Dennis Klockmann im Kasten mit ungenauen Abschlüssen relativ leicht. Alexander Senden setzte dann ein erstes Zeichen mit einem Geschoss in den Winkel. Andre Meuser mit einem platzierten Wurf, erneut der durchbrechende Senden und Joshua Reuland per Siebenmeter sorgten in der 10. Minute für den ersten Ausgleich zum 4:4. Doch obwohl ihr bislang bester Werfer Julius Lindskog Andersson einen rabenschwarzen Abend erwischt hatte und selten das Tor traf, legte der VfL weiterhin vor bis zum 8:6 durch zwei Treffer in Folge von Markus Hansen.

Die Partie bot nun alles, was Handball ausmacht. Eben auch die Spannung: War Benni Richter in der 21. Minute für die erste Dormagener Führung zum 9:8 verantwortlich, so drehte Kretschmer wieder den Spielstand. Sein 11:10 war aber der letzte Vorsprung für die Hansestädter bis zum Schlusspfiff. Joshua Reuland glich aus und der glänzend aufgelegte Jakub Sterba erzielte die beiden Tore zum 13:12-Pausenstand. Dieses Ergebnis stand nach dem Seitenwechsel über sieben Minuten auf der Anzeigetafel. Das lag nicht zuletzt an TSV-Schlussmann Martin Juzbasic, der sich im Laufe der Partie enorm steigerte und gerade in der zweiten Hälfte mit etlichen herausragenden Paraden aufwartete. Der Ex-Dormagener Carl Löfström sorgte mit seinem ersten Treffer für den 13:13-Ausgleich.

Nach einer Dreiviertelstunde war der Ausgang der Partie beim 16:16 immer noch völlig offen. Doch kaum fünf Minuten später hatte sich das Blatt gewendet: Nach Treffern von Ante Grbavac (2), Ian Hüter und Toni Juric hieß es plötzlich 20:16 - auch weil es Felix Kasch seinem schwedischen Landsmann Andersson nachmachte und selten das Ziel traf. Lübeck kam durch Niels Versteijnen wieder bis auf zwei Tore heran. Nachdem Reuland und Juric den erneuten Vier-Tore-Vorsprung hergestellt hatten, nahm VfL-Trainer Piotr Przybecki die zweite Auszeit in der zweiten Hälfte und brachte anschließend den siebten Feldspieler. Gesucht wurde jetzt vor allem Löfström, der auch zweimal gefunden wurde. Er traf zum 22:19, als noch sieben Minuten zu spielen waren. Seinen nächsten freien Wurf wehrte Juzbasic aber mit einem sagenhaften Reflex ab. Der Anschluss zum 22:20 kam aber doch, weil die für einen kurzen Augenblick irritierte Dormagener Offensive Versteijnen zum erfolgreichen Gegenstoß einlud.

Als Juzbasic erneut eine Großtat zeigte und Ian Hüter daraufhin zum 23:20 traf, schien die Partie für den TSV gelaufen. Doch Gonschor machte sie wieder spannend und Lübeck schaltete um auf Manndeckung. Dusko Bilanovic reagierte mit der sofortigen Auszeit, nach der Jakub Sterba mit seinem fünften Treffer für die endgültige Entscheidung sorgte. „Meine Jungs haben bis zum Umfallen gekämpft. Um zu gewinnen, mussten wir Lübeck unter Druck setzen. Das ist uns mit der aggressiven Deckung gelungen“, sagte Bilanovic. Mit der starken kämpferischen Leistung seines Teams war auch Piotr Przybecki zufrieden, nicht aber mit der Chancenverwertung: „Wir haben zu viele Hundertprozentige nicht nutzen können.“

TSV Bayer Dormagen - VfL Lübeck-Schwartau 24:22 (13:12)
Dormagen: Juzbasic (13 Paraden), Baranasic (n.e.); Reuland (5/1), Seesing (n.e.), Senden (2), Meuser (2), Juric (2), Richter (1), Rehfus (n.e.), I. Hüter (3), Reimer (n.e.), Noll (n.e.), P. Hüter (2), Johannmeyer (n.e.), Sterba (5), Grbavac (2).
Lübeck: Klockmann (14 Paraden), Conrad (n.e.); Potratz (n.e.), Gonschor (5), Raguse, Andersson, Hansen (2), Löfström (2), Kasch (1), Waschul (1), Schult, Versteijnen (4/2), Schrader (n.e.), Kretschmer (6), Hagen (n.e.), Bruhn (1).
Schiedsrichter: Lier / Lier.
Zuschauer: -
Zeitstrafen: 2:4 Minuten.
Siebenmeter: 1/1:2/3 (Juzbasic hält gegen Andersson).
Spielfilm: 2:4 (5.), 4:4 (10.), 5:7 (14.), 6:8 (17.), 9:8 (21.), 10:11 (25.), 13:12 - 13:13, 15:13 (39.), 16:16 (45.), 20:16 (49.), 20:18, 22:18 (52.), 22:20, 23:21, 24:21, 24:22.


Drucken