Die nicht nachzuvollziehende Ungleichbehandlung von Sport bzw. Kultur mit Blick auf die Zulassung von Zuschauern bei Veranstaltungen hatte Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV Bayer Dormagen, vor wenigen Tagen energisch kritisiert. Es könne nicht sein, dass vergleichbare Events unterschiedlich zum Nachteil von Sport ausgelegt würden.

Heute lud NRW-Staatssekretärin Andrea Milz kurzerhand zu einem Online-Sportgipfel ein, an dem auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet teilnahm, um sich 90 Minuten lang insbesondere mit den Vertretern der Profiligen neben Fußball auszutauschen. Björn Barthel, der vor wenigen Monaten Teamsport NRW als Forum verschiedener Sportarten in NRW initiiert hatte, war in dieser Funktion und als Vertreter des professionellen Handballs an diesem Sportgipfel beteiligt. Unterstützt wurde er dabei von Oliver Lücke, HBL-Geschäftsleitung.

Björn Barthel: „Ich danke Ministerpräsident Laschet und Staatssekretärin Milz sehr dafür, dass sie unsere existentiellen Sorgen zu ihrer Sache machen“, erklärt Barthel. „Es war ein sehr wichtiger, konstruktiver und lösungsorientierter Austausch mit deutlichen Signalen. Ich bin überzeugt, dass die Landesregierung bereits mit der neuen Corona-Schutzverordnung zu Beginn kommender Woche eine Regelung erarbeitet, die im ersten Schritt den Sportvereinen mehr Spielraum geben wird.“ Gleichzeitig müsse akzeptiert werden, dass die betroffenen Vereine die sehr aufwändig erarbeiteten und bereits vorliegenden Hygiene- und Betriebskonzepte testen können, um dann Schritt für Schritt verantwortungsbewusst Anpassungen vornehmen zu können.

Barthel weiter: „Diese Chance hat sich der Profisport in NRW verdient, wir haben alles dafür unternommen, dieser Verantwortung gerecht werden zu können.“ Er begrüßte außerdem die gute Nachricht, dass NRW einen eigenen Hilfsfonds einrichten will: „Bund und Land signalisieren, dass der Sport einen hohen gesellschaftlichen Rang hat. Es gilt allerdings abzuwarten, welche Clubs in NRW letztlich antragsberechtigt sein werden.“ Der Geschäftsführer weist darauf hin, dass neben fehlenden Einnahmen aus Ticketing die meisten Vereine einen Rückgang im Sponsoring und Merchandising beklagen. „Dem stehen hohe Mehrausgaben für Hygienekonzepte, Organisation und wöchentliche Testungen gegenüber, die aus arbeitsschutzrechtlichen Hygienegründen durchgeführt werden.“

Die Pressemitteilung der Staatskanzlei im Wortlaut
Ministerpräsident Armin Laschet hat sich am Freitag, 11. September 2020, gemeinsam mit der Staatsekretärin für Sport und Ehrenamt Andrea Milz mit Vertreterinnen und Vertretern von Sportvereinen und Verbänden bei einem digitalen Sportgipfel ausgetauscht. Schwerpunkt des Gesprächs waren: die Regularien für Zuschauerinnen und Zuschauer bei Sportveranstaltungen während der Corona-Pandemie und die aktuelle wirtschaftliche Situation der Sportverbände und -vereine in Nordrhein-Westfalen.

Ministerpräsident Armin Laschet sagte: „Unsere Botschaft ist klar: Wir lassen den Breitensport nicht alleine und stehen fest an seiner Seite. Seit Beginn der Corona-Pandemie mussten viele Vereine große Verluste verkraften, jetzt sorgt Nordrhein-Westfalen dafür, dass der Breitensport in unserem Land gut durch die Krise kommen kann. Damit wollen wir auch die Leistungen vieler Ehrenamtlicher in den Vereinen anerkennen und wertschätzen. Nordrhein-Westfalen ist Land des Sports und Land des Ehrenamts. Das muss so bleiben.“ Insbesondere durch das Fehlen von Zuschauerinnen und Zuschauern bei Spielen und Wettkämpfen haben Vereine große finanzielle Einbußen erlitten, einige Vereine bangen um ihre Existenz. Um drohende Insolvenzen abzuwenden, wird die Landesregierung ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von 15 Millionen Euro auflegen. Dies soll frühzeitig dabei helfen, Zahlungsschwierigkeiten von Vereinen aufzufangen.

Sport-Staatssekretärin Andrea Milz: „Wir greifen unseren Sportvereinen tatkräftig unter die Arme. Sie erhalten die notwendige Unterstützung, damit Sport auf allen Ebenen auch nach der Corona-Pandemie weiterhin möglich ist. Dabei sind die ehrenamtlichen Aktivitäten das Rückgrat der Vereine. Dass hier die Hilfe ankommt und nachhaltig wirken kann, ist mir besonders wichtig.“

Um den Breiten-und Amateursport wieder einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat die Landesregierung mit den Teilnehmern des Gipfels im Einklang mit dem aktuellen Infektionsgeschehen in Nordrhein-Westfalen eine Öffnung vereinbart: bei regionalen Ligen und bei regionalen, nationalen sowie internationalen Sportwettkämpfen wird es wieder möglich sein – unter Beachtung notwendiger Hygiene- und Schutzmaßnahmen und der Kapazitäten der Sportstätte – mehr Zuschauerinnen und Zuschauer in Stadien und Sporthallen zuzulassen.

In dem gemeinsamen Gespräch wurde dabei deutlich, dass die Sportarten sehr unterschiedliche Bedarfe für einen wirtschaftlich vertretbaren Betrieb haben. Die Landesregierung wird das mit Hochdruck in ein stimmiges Gesamtkonzept bringen, das die unterschiedlichen Kapazitäten der Sportstätten berücksichtigt und bereits mit der nächsten Novelle der Corona-Schutzverordnung am kommenden Dienstag in geltendes Recht umgesetzt werden soll.

Für die Überbrückung der Einnahmeausfälle wird die Landesregierung die bisherigen Hilfen mehr als verdoppeln, um Sportvereine und -verbände vor erheblichen negativen finanziellen Folgen der Corona-Pandemie zu schützen. Mit der „Soforthilfe Sport“ (10 Millionen Euro aus der NRW-Soforthilfe) konnten Sportvereine Hilfen beantragen, die sich bereits in einer existenziellen Notlage befinden. Diese Hilfe wird nun um 15 Millionen mehr als verdoppelt und ausgeweitet, um den Vereinen schnelle Hilfe unbürokratisch zur Verfügung zu stellen.

An dem Gespräch nahmen Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen und Verbänden unterschiedlicher Sportarten teil. Darunter Fußball, Volleyball, Basketball, Eishockey, American Football, Handball sowie Vertreter des Landessportbundes und des Westdeutschen Fußballverbandes.

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